Wenn in Ihrem Haushalt etwas nicht recht funktionieren wollte, wenn etwa eine Milchtüte beim Öffnen falsch einriss oder ihr steinzeitlicher Gasherd nicht zünden wollte, dann begann meine Oma Ihre Kritik an den Verantwortlichen gern mit dem Satz „Zum Mond könn’ se fliegen, aber …“ – stabile Milchtüten oder zündende Gasherde erfinden eben nicht. Überträgt man diesen Gedanken auf die heutige Medizin, dann kann man sich als Laie schon wundern, wenn einerseits Polio, Pest und Pocken besiegt sind, wenn routinemäßig Herzen und Gehirne verpflanzt werden, aber ein so banales Wehwehchen wie eine Erkältung uns jedes Jahr aufs Neue plagt.
Im wesentlichen gibt es zwei Gründe dafür,
dass Erkältung – medizinisch ausgedrückt ein grippaler Infekt – sich kaum behandeln lässt und dass auch eine wirksame Impfung bis jetzt nicht zur Verfügung steht:
Erstens:
Antibiotika, die ja bei vielen Infektionen Wunder wirken, sind bei einer normalen Erkältung nicht sinnvoll, weil die akute Infektion fast immer durch Viren verursacht wird. Antibiotika aber bekämpfen nur Bakterien. Nur wenn es im Verlauf der Erkältung zu einer sogenannten bakteriellen Superinfektion, also einer Ansiedlung von Bakterien in den anfälligen Schleimhäuten, kommt, ist die Gabe von Antibiotika durch den Arzt unter Umständen sinnvoll – aber die normale Husten-Schnupfen-Heiserkeit-Symptomatik lässt sich damit nicht therapieren. Die gute Nachricht: Eine Erkältung ohne Komplikationen bekommt der Körper selbst gut in den Griff, und nach etwa einer Woche ist der Spuk schon wieder vorbei.
Zweitens:
Die Entwicklung von Impfstoffen scheitert immer wieder an der schieren Menge der Erreger: Es gibt Hunderte verschiedene Erkältungsviren, die aus sieben Großfamilien stammen. Jeder Erreger hat seine Besonderheiten, eigene Tricks, die uns Menschen das Dasein schwer machen. Rhinoviren attackieren gern die Nasenschleimhäute, Coronaviren suchen das gesamte Atemsystem heim, Adenoviren nisten sich kratzend auf den Augen ein, und das gemeine Respiratory-Syncytial-Virus macht sich über die Lunge her. Außerdem verändern sich die Erreger von Jahr zu Jahr ein wenig – ein theoretisch wirksamer Impfstoff aus dem letzten Jahr wäre aktuell wahrscheinlich schon wieder nutzlos.
Es bleiben also erst einmal nur zwei Dinge:
die Symptombekämpfung und die Prävention. Weil die Erreger häufig von den Händen auf Schleimhäute und die Oberfläche des Auges gelangen und durch diese in den Körper gelangen, beugt zum Beispiel regelmäßiges Händewaschen einer wirksam Infektion vor – und auch sonst gibt es ein paar Tipps, die das Risiko einer Ansteckung verringern helfen können:
Ausreichend schlafen
Ist die Nachtruhe zu kurz, ist auch das Immunsystem geschwächt. Daher stecken sich Menschen, die zu wenig schlafen, häufiger mit Grippeviren an. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich Menschen, die sieben Stunden oder weniger schlafen, dreimal häufiger mit einer Erkältung anstecken als Personen, die acht Stunden Nachtruhe haben.
Viel trinken
Grippe- und Erkältungsviren lassen sich gerne auf trockenen Schleimhäuten nieder. Daher ist ausreichend Trinken ein wirksames Mittel, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag markieren in etwa das Minimum, besser wären eher mehr. Am Besten eignen sich Mineralwasser oder Tees – vorzugsweise ungesüßt, um nicht unnötig Kalorien aufzunehmen.
Bewegung an der frischen Luft
Auch Bewegung ist eine gute Erkältungsprävention. Der Kreislauf wird angeregt und das Immunsystem gestärkt. Schon eine halbe Stunde Bewegung im Freien senkt das Erkältungsrisiko deutlich. Dabei muss man noch nicht einmal Sport treiben. Ein ausgedehnter Spaziergang durch die herbstlich bunte Natur bringt schon positive Auswirkungen.
Hygiene beachten
Je mehr man mit anderen Menschen zu tun hat, desto schneller kommt man mit den Erregern in Kontakt. Daher sind gewisse hygienische Grundvoraussetzungen zu beachten, wenn man sich nicht anstecken möchte: Regelmäßig die Hände waschen, erkrankten Menschen lieber nicht die Hand geben und Berührungen der Schleimhäute von Mund, Nase und Augen mit Fingern und Händen vermeiden.
Richtig essen
Eigentlich weiß es jeder: Auch vitaminreiche Ernährung stärkt das Immunsystem. Der Vollständigkeit halber sei hier trotzdem noch einmal darauf hingewiesen – frisches Obst und Gemüse nicht vergessen, Yoghurt oder Kefir in den Speiseplan einbauen und statt Chips auf dem Sofa zu konsumieren lieber mal ein paar Nüsse knacken. Viel mehr braucht es nicht, um den Körper stark zu machen für den Abwehrkampf gegen die Erkältungsviren.