Es ist ja immer ein wenig befremdlich, wenn im frühen September, bei Außentemperaturen von stellenweise fast 30 Grad, die ersten Weihnachtsmänner im Regal auftauchen, flankiert von Christstollen, Lebkuchenherzen und Schokoladentafeln im Rentier-Design. All die adventlichen Leckerlies fallen aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive aber eher negativ auf, und weil hier niemandem der Spaß am Naschen verdorben werden soll, lassen wir das Thema einfach mal beiseite. Nebenher tauchen jetzt aber auch viele interessantere, gesündere Dinge wieder auf, die wir in Frühjahr und Sommer vermisst haben: Orangen und Mandarinen, Nüsse und Maronen, Feigen und… na klar, der unbestrittene König der Herbstsaison: Der Kürbis. Und außer, dass sich später im Herbst prima Gesichter reinschnitzen lassen, ist er auch noch ein ausgesprochen gesunder Begleiter in der kälter werdenden Jahreszeit.
So anspruchslos er in der Aufzucht ist, desto vielseitiger lässt er sich verwenden:
Der Kürbis ist eine der dankbarsten Gemüsesorten überhaupt, und wer ihn selber im Garten zieht, hat mit wenig Aufwand eine ebenso üppige wie gesunde Ernte. Nicht nur sein Fruchtfleisch, auch seine Samen und deren Öl haben es in sich. Der Kürbis ist rein botanisch gesehen zwar eine Beere, trotzdem bringen es die größten Exemplare bis auf sagenhafte 450 Kilogramm.
Aus gesundheitlicher Sicht sind vor allem seine Samen (nicht ganz korrekt meist als Kerne bezeichnet) interessant. Aber auch sein Fruchtfleisch kann mit gesunden Inhaltsstoffen punkten – und ist darüber hinaus vielseitig in der Küche einsetzbar. Ein weiterer Pluspunkt: Viele Kürbissorten (darunter Hokkaido oder Butternuss) lassen sich gut lagern. Obwohl die Gewächse im Herbst Hochsaison haben, lassen sie sich noch länger genießen, denn Kürbisse halten sich an einem kühlen Ort, wie beispielsweise im Keller, mehrere Monate lang. Erst wenn die Schale dunkle Stellen bekommt und weich wird, sollte der Kürbis entsorgt werden.
Kürbisfleisch besteht zu 80 bis 95 Prozent aus Wasser und enthält entsprechend wenig Kalorien – nämlich nur durchschnittlich 26 Kcal pro 100 Gramm. Dennoch sättigt es gut – dank vieler unlöslicher Ballaststoffe. In der traditionellen Pflanzenheilkunde gilt Kürbisfleisch außerdem als harntreibend und dadurch als entwässernd. Vor allem die Kürbissorten, deren Fruchtfleisch satt-orangefarben oder -grün ist, enthalten viel Beta-Carotin. Außerdem stecken weitere wertvolle Substanzen in der Gartenfrucht: Eiweiß natürlich, aber auch Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium, B-Vitamine, Vitamin C und Folsäure.
Kalium ist unter anderem für die Erregbarkeit von Nervenzellen wichtig. Eisen brauchen wir vor allem für den Sauerstofftransport im Körper. Der hohe Gehalt an Beta-Carotin, das der Körper in Vitamin A umwandeln kann, ist verantwortlich für die orange Färbung des Fruchtfleisches. Vitamin A ist unter anderem wichtig für Augen, Haut und Schleimhäute. Kürbis-Sorten, die sich roh genießen lassen (wie der süßliche Moschuskürbis), enthalten gegenüber gekochten Kürbissen am meisten wertvolle Inhaltsstoffe und eignen sich zum Beispiel als Zutat für Rohkost oder herbstliche Salate. Übrigens: In Sachen Beta-Carotin, Vitamin C und Vitamin B6 lässt der Hokkaido-Kürbis die Konkurrenz weit hinter sich.
Gesunde Knabberei und wertvolles Öl: Kürbiskerne
Die dunkelgrünen bis schwarzen Samen des Kürbisses wirken unscheinbar, haben es aber in sich: Sie bestehen zur Hälfte aus Fett und sind darum nicht eben kalorienarm. Gleichzeitig enthalten sie aber auch ein gutes Drittel Eiweiß (das sättigt) und viel Kalium, Magnesium, Zink sowie die Vitamine A, B, D und E. Sie sind roh und geröstet erhältlich.
Das Öl,
das aus den Samen gepresst wird, ist tiefgrün und dickflüssig. Für die Gesundheit interessant ist nur die kaltgepresste Variante. In ihr stecken hauptsächlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren, vor allem Linolsäure. Sie sind wertvoll für die Gesundheit (vor allem für die Gefäße), bewirken allerdings, dass das Öl recht schnell ranzig wird. Kürbiskernöl sollte nicht erhitzt, kühl und dunkel gelagert und relativ zügig verbraucht werden.
In der modernen Pflanzenheilkunde kommt Kürbissamen eine nicht unerhebliche Bedeutung zu
Sie kräftigen nachweislich die Harnblase, lindern übermäßigen Harndrang und halten die Reizschwelle der Blase stabil. Damit sind sie bei vielen Beschwerden ein bewährtes Hausmittel. Ihre günstige Wirkung auf die Vorsteherdrüse konnte in klinischen Tests (mittels Zellkulturen) nachgewiesen werden. Im Rahmen einer Prostata-Therapie kommen normalerweise rezeptfreie Fertigpräparate in Kapsel- oder Tablettenform zum Einsatz. Sie enthalten den Trockenextrakt aus Kürbissamen oder -öl. Wer stattdessen das Naturprodukt pur einnehmen möchte, kann – in Absprache mit seinem Arzt – zehn Gramm zerkleinerte Kürbissamen täglich zu sich nehmen.